
Frankfurt/Oder (fra). Vor kurzem luden die Mitglieder der jüdischen Gemeinde Frankfurt (Oder) zu einem „Tag der offenen Tür” und einer Ausstellungseröffnung im Gemeindehaus ein. In der neuen Ausstellung in den Räumen der jüdischen Gemeinde Frankfurt (Oder) „Die Gerechten unter den Völkern” werden mutige Menschen aus der Region rund um das Oderland vorgestellt, die während des Nationalsozialismus jüdischen Mitmenschen halfen zu überleben und dabei ihr eigenes Leben riskierten.
Unter anderem wird die Geschichte des Ehepaars Herta und Heinrich Brockschmidt aus Herzberg bei Beeskow erzählt. Sie befreiten eine Frau und deren zwei Kinder mit falschen Pässen aus dem Lager in Berlin-Friedrichshagen. Die Bauern und Gemüsehändler Paula und Arthur Schmidt aus Worin bei Vierlinden versteckten sieben jüdische Kinder vor der Gestapo. Der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern” wird seit 1948 vom Staat Israel an nichtjüdische Menschen verliehen, die Juden während des Zweiten Weltkrieges vor der Ermordung bewahrten. Die im Gemeindehaus portraitierten Menschen erhielten diese Ehrung Israels. Weltweit wurde der Titel ungefähr 25.000 Menschen verliehen, knapp 600 aus Deutschland gehören dazu. Deren Namen sind in einer Ehrenwand im Garten der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem eingraviert.
Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Frankfurt (Oder) Larissa Bargteyl bedankte sich zu Beginn der Veranstaltung bei allen, die mitgeholfen haben die neue Ausstellung zu realisieren. Sie betonte, dass dies ein Beitrag für ein Miteinander in Frankfurt (Oder) sei. Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde möchten sich gerne in das kulturelle Leben miteinbringen. Und so fragte Larissa Bargteyl: „Was können wir in dieser Stadt leisten, in der wir leben wollen?” Zu Gast war an diesem Tag auch Günter Jek von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Er erklärte, dass es damals trotz allem auch stille Helden gab, die ohne eine Gegenleistung zu wollen, ihr Leben riskierten und jüdischen Mitmenschen halfen. Hierbei erwähnte er auch die Textpassage aus dem Talmud, in der es heißt: „Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt”.
Der ebenfalls anwesende Landesrabbiner Nachum Pressmann sagte in seiner Rede, dass diese mutigen Menschen nie vergessen werden dürften. „Das Wichtigste ist, dass wir die Geschichte weitererzählen”, so Nachum Pressmann. Nur so könne der Antisemitismus in Brandenburg angegangen werden. Frankfurts Dezernent Markus Derling sagte bezüglich der Ausstellung: „Es waren zu wenige, die sich für ihre jüdischen Mitmenschen einsetzten”. Die jetzt vorgestellten Brandenburger seien so etwas wie Lichtpunkte gewesen, so Markus Derling. Bezüglich der Worte von Landesrabbiner Nachum Pressmann schlug er vor, aus der Ausstellung eine Broschüre zu gestalten, um diese an Frankfurter Schulen zur Verfügung zu stellen.
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