Musik aus dem 16. Jahrhundert erklingt am Samstag, 8. April 2017 um 16.30 Uhr in der St. Marienkirche Beeskow und einen Tag später am Sonntag, 9. April 2017 um 19 Uhr in der Evangelischen Kirche in Müllrose.
Aber die alte Musik wird sich in diesen beiden Konzerten mit einer neuen Klangerfahrung mischen. Entstehen wird ein beeindruckendes Erlebnis der Passionserzählung nach dem Evangelisten Johannes. Grundlage der Aufführung bietet die aus einer Sammlung von Pierre Attaignant aus dem Jahr 1534 stammende Johannes-Passion, eine der wenigen französischen Kompositionen dieser Zeit.
Alte Passionsmusik im neuen Gewand
Die St. Marienkantorei Beeskow hat sich dieses Werk erarbeitet. Im Wechsel mit dem psalmodierten Evangelientext erklingt diese klangschöne Musik. Interpretierend hinzu tritt ein umfassendes Instrumentarium an Schlagwerk. Ein Riesenaufgebot an Percussionsinstrumenten europäischer, afrikanischer, asiatischer Provenienz erläutert und bereichert die Musik und den Inhalt dieser Johannes-Passion. Der Percussionist Hermann Naehring hat diese Bearbeitung komponiert. Nie überladen, laut oder gar lärmend, baut er, wie in vielen seiner Konzerte, sensible Spannungsbögen, lässt Melodisches behutsam ausschwingen, percussive Dramatik verselbständigt sich nicht, sondern ist immer in Musik aufgelöst.
Hermann Naehring kann dabei auf einen enormen musikalischen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Spielte er doch vielfach mit anderen namhaften Musikern wie Ernst Ludwig Petrowsky, Hannes Zerbe, Gerhard Schöne oder Mikis Theodorakis zusammen und wirkte in zahlreichen Sinfonieorchestern und Jazzbands mit. Mit über 40 Schallplattenproduktionen, darunter die erfolgreichste Jazz-LP der ehemaligen DDR „Sehnsucht nach Veränderung“ mit der Gruppe „L`Art de Passage“ hat er sich weit über das Land hinaus einen Namen gemacht.
Der Kirchenmusiker Lutz Matthias Müller übernimmt den Tenorpart und wird ähnlich wie in den großen Passions-Oratorien als „Evangelist“ fungieren, der die Handlung der Passionsgeschichte erzählt. Hier ist es aber ein Sprechgesang auf einem Lektionston, mit dem der Text deklamiert wird. Quasi eine dritte Ebene neben Chorgesang und Schlagwerk, die zum Tragen kommt und dem Werk Abwechslung und Spannung verleiht. Dem Gesamtchor sind dabei die sogenannten Turbae übertragen. Das sind das Volk, die Hohenpriester und die Kriegsknechte. Die in dieser Passion auch mehrstimmig gesetzten Worte des Pilatus, Petrus, der Magd und dem Knecht werden von einem Doppelquartett gestaltet.
Aus der Stille heraus beginnt ein zarte Beckenwirbel diese Passionsmusik und nach einem kräftigen Paukenschlag intoniert der Chor: „Das Leiden unsers Herren Jesu Christi…“. Diese im wahrsten Sinne unter die Haut gehende Musik sollte man sich angehört haben.
Der Eintritt ist frei. Um eine Spende am Ausgang wird herzlich zur Kostendeckung gebeten. (alw)
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